Highlight

Urnäscher Rhodsfahne, um 1350

Das absolute Highlight der Museumssammlung ist die 97 x 69,70 cm messende Urnäscher Rhodsfahne. Sie gilt als älteste noch vorhandene Darstellung des Bären für das Land Appenzell. Die Fahne wird der Urnäscher Talschaft, der Rhode Urnäsch, zugeschrieben. Datiert wird sie nach neusten Untersuchungen auf die Zeit um 1350.

   Öl auf Leinwand, H 97 cm, B 69,70 cm

Auf beiden Fahnenseiten sind spiegelverkehrt ein aufrechtstehender Bär und ein Mann gemalt. Der schwarze, kraftvolle Bär mit leuchtend roter Zunge, Krallen, Maul, Ohren und erigiertem Glied steht auf seinen Hinterbeinen und schreitet auf einen bärtigen Mann mit langen Haaren zu. Heiligenschein, Buch und Kreuz weisen den Mann als Apostel Philippus, den Urnäscher Kirchenpatron, aus. Erstmals schriftlich erwähnt wird der heilige Philippus als Kirchenpatron in einem Ablassbrief von 1518.

Im Zuge der Reformation verschwindet die Fahne 1524 für dreihundert Jahre im kirchlichen Archiv. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts halten die reformierten Urnäscher dieses «Tuch» mit der Heiligenfigur, «elend gemalet», nicht für wertvoll. Einen anderen Bezug zum dargestellten Heiligen haben die Katholiken Innerrhodens. Sie bieten den Urnäschern zum Tausch für die Fahne ihre holzreiche Sommeralp Langfluh, auch Nonnenfluh genannt, an. Die Gemeinde Urnäsch geht wegen «Religionshass» auf den Handel nicht ein und behält die ihr wertlos erscheinende Leinwand.

Glücklicherweise ändert sich mit der Zeit die Meinung der Urnäscher zu diesem für sie einst unnützen Tuch. Sie lassen die Fahne reparieren, später restaurieren, stilistisch einordnen und 1949 im Gemeindesaal aufhängen. 2007 untersucht, restauriert und montiert die Textilrestauratorin Meri Tuuli Aegerter von der Abegg-Stiftung in Riggisberg das Textil nach neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen.

 

Heute ist die äusserst wertvolle Fahne im Appenzeller Brauchtumsmuseum Urnäsch ausgestellt.