Sonder­ausstel­lung

Sonderausstellung "Reisen ins Appenzellerland" 28. April 2024 bis 2. Februar 2025

Reisen ins Appenzellerland - 1750 bis heute

Das Appenzellerland wird seit Jahrhunderten als eine reizvolle Hügellandschaft voller lieblicher Dörfer und mit einer urtümlichen Bevölkerung beschrieben. Ab 1750 ist Appenzell Ausserrhoden zugleich eine industrialisierte Region, welche im Zusammenhang mit der Textilindustrie rege internationale Handelsbeziehungen pflegt – und Reisende sowie Kurgäste aus ganz Europa empfängt.

Gais setzt 1749 den Anfang: Als Molkenkurort zieht es dank einer wundersamen Heilung eine internationale Gästeschar an. Kaum lässt seine Anziehung nach, entwickelt sich Heiden vom beschaulichen Dorf zum mondänen Luftkurort mit zahllosen Hotels. Die normalspurige Rorschach Heiden-Bergbahn ermöglicht eine bequeme Anreise ohne Umsteigen. Nebst wohlhabenden Gesellschaftsschichten kommt auch eine benachteiligtere Klientel ins Appenzellerland gereist: Entkräftete Stadtkinder werden den Sommer über in Ferienkolonien im ganzen Kanton untergebracht und überarbeitete Angestellte zur mehrwöchigen Bewegungskur nach Gais geschickt.

Im 20. Jahrhundert versuchen sich einzelne Orte auch als Winterdestination zu etablieren. Es entsteht eine ganze touristische Infrastruktur mit Bahnen, Skiliften und Bädern, die gezielt beworben werden – allen voran die 1935 fertig erstellte Luftseilbahn Schwägalp-Säntis.

Während die Übernachtungen in Appenzell Ausserrhoden seit einigen Jahrzehnten sinken, nimmt der Tagestourismus stetig zu: Das Appenzellerland wird zum Ausflugsziel vorwiegend von Deutschen und Österreicherinnen und zum Naherholungsgebiet der ganzen Ostschweiz. Kurz: Der Ausserrhoder Tourismus zeichnet sich durch eine facettenreiche Geschichte voller Höhen und Tiefen und eine mehrfache Neuerfindung aus. Diese in Ausschnitten zu erzählen und auch die Frage nach der Zukunft zu stellen, ist das Ziel der gemeinsamen Ausstellung der vier Ausserrhoder Museen.

«Pisten und Pioniere» im Appenzeller Brauchtumsmuseum

1906 gegründet, hat der Ski-Club Urnäsch schon früh den Wintertourismus im Appenzeller Hinterland geprägt. Er veranstaltete Rennen und eröffnete 1932 eine spektakuläre Sprungschanze. 1944, mitten im Krieg, erstellten sechs Männer kühn den ersten Skilift in der Ostschweiz. Bereits in den 1970er-Jahren wurden Beschneiungsanlagen installiert. Eine Neuheit, für welche 1978 eine Delegation aus dem bündnerischen Savognin zur Besichtigung anreiste.

Die Ausstellung beleuchtet die bewegte Vergangenheit der Winterdestination Urnäsch: von den frühen Wettkämpfen und Generationen von Urnäscher Spitzensportlerinnen und -sportlern bis zum Wintersportboom in den 80er- und 90er-Jahren, der die breite Bevölkerung auf die Pisten, Loipen und in die Wirtschaften lockte. Auch Gegenwart und Zukunft des kleinen Wintersportgebiets kommen zur Sprache: Urnäsch als typisches voralpines Skigebiet, das wegen des Klimawandels immer öfter mit Schneemangel konfrontiert ist, und ein Dorf, das für den Erhalt seines Skilifts kämpft. Mit – einmal mehr – innovativen Ideen.

Sonderausstellung "Werner Aemisegger. Appenzeller - Bauer - Maler" 9. März bis 27. Oktober 2024

Das Sennische und das Leben als Bauer waren seine grosse Leidenschaft. Und sie sind das Hauptthema seiner Bilder und Senntumstafeln. Werner Aemisegger (1938–2021) hat vor allem für sich gemalt und nicht für den Markt. Sein Werk ist weitgehend unbekannt, zeitlebens hat er kaum ein Bild verkauft.

Aemiseggers Bilder erzählen von seinem Leben und seinem grossen Traum, mit der eigenen Viehhabe nach appenzellischer Art «öbere z’fahre». Aufgewachsen in bescheidenen Verhältnissen und mittellos, gelang es dem tüchtigen Knecht, die Pacht eines Bauernhofs in Herisau zu übernehmen. Bald standen zehn, zwanzig eigene Kühe im Stall. Fehlte nur noch eine «Alp»: Zu dieser machte er ein kleines Bauerngut im «Einsigeli», Schwellbrunn, das die Familie kaufte. Die Aemiseggers waren weitherum die einzigen, die ihre Alpfahrt im Winter machten: im Oktober von Herisau zum «Einsigeli» und im Januar wieder zurück. Die Eimerbödeli bemalte Aemisegger selber.

Um diesen besonderen Tag, um den Stolz auf das «Vech» und die Leidenschaft für das Sennische kreist Aemiseggers Malerei. Er war ein Autodidakt. Zeitlebens harte Arbeit hat seinen Körper gezeichnet. Grosse, kräftige Hände führten den Pinsel. Je weniger er mit fortschreitendem Alter Bauer sein konnte, um so mehr hat er das Bäuerliche im Bild festgehalten. Wieder und wieder.

Die Ausstellung findet statt in Kooperation mit der Stiftung für Appenzellische Volkskunde, die den malerischen Nachlass von Werner Aemisegger erworben hat.

 

Gönner der Sonderausstellung ist die Raiffeisenbank Appenzeller Hinterland. Herzlichen Dank für die Unterstützung.